Gott

Liebe Kolleginnen, liebe  Kollegen,

GOTT – vier Buchstaben mit geschichtlicher Wirkkraft, theologischer Auslegungsbreite und Deutungsversu- chen,  die Bibliotheken weltweit füllen. Und jetzt sollen konfessionelle Bildungsplankonkretionen auf 64 Seiten passen? Unerhört, überambitioniert, eine Ausgabe der Reihe Lernimpulse so zu benennen, könnte man den- ken. Dennoch liegt nun eine Ausgabe vor Ihnen, in der wir den  Bildungsplanbereich Gott für die Sekundarstufe theologisch und unterrichtspraktisch in und mit unterschiedlichen Ansätzen abbilden. Es handelt sich um einen  Ausschnitt, ein Puzzleteil im großen Ringen um die Fragen: Wer oder wie oder was ist Gott?

Warum über  Gott sprechen, wenn man sich kein Bild machen soll?

Der Religionsunterricht kann und soll den  Schüler*innen die Möglichkeit  geben, das eigene Gottesbild zu reflek- tieren,  dieses zu erweitern, Veränderungen wahrzuneh- men  und darüber sprechfähig zu werden und gleichzeitig die Unmöglichkeit einer  einfachen Formulierung oder Darstellung des  Gottesbegriffes zu diskutieren und dies im besten Fall zu erkennen. Gerade weil es in der jüdischen Tradition das Bilderverbot gibt und die christliche Tradition  unzählige Kunstwerke  geschaffen hat, kann diese Diskrepanz genutzt werden, um die Vielfältigkeit und gleichzeitig die Unvollkommenheit einer  kompletten Darstellung aufzuzeigen, die jegliche Anmaßung des genauen Wissens, wer Gott  ist und wie er/sie oder es aussieht, von sich weist und gleichzeitig darum ringt, so viele Seiten  und so viele Facetten Gottes aufzuzeigen, wie nur möglich.

In den  Grundlagenartikeln dieser Ausgabe geht es um die Fragen, ob Gott  ein Freund der Freiheit  ist und inwieweit das non-theistische Denken in der Theologie Einzug hält. Die Trinität als zentraler Aspekt  des  christlichen Gottes- und Glaubensverständnisses ist ein weiterer Schwerpunkt dieser Publikation und gleichzeitig ein Bestandteil des Bildungsplanes, sowohl in der inhaltsbezogenen Kompetenz zum Bild des Dreieinen als auch in der Frage eines personalen und/oder apersonalen Gottesbildes. Dies wird in dieser Ausgabe theologisch grundlegend und unterrichtspraktisch vielfältig und anschaulich aufgezeigt und den  Schülerinnen und Schülern  mit den vorgeschlagenen Materialien die Möglichkeit  gegeben, eine Vorstellung von der Trinität zu entwickeln. Ebenso werden non-theistische Bilder zur theistischen Diskussion bereitgestellt, die das Sprechen über Gott ermöglichen und unterschiedliche Perspektiven in den Blick nehmen.

Begleitet Gott?

Ob sich Schüler*innen von Gott begleitet fühlen, das kann in einer eigenen Unterrichtssequenz besprochen werden. Welche biblischen Erfahrungen in der Begleitung des Menschen durch Gott tradiert werden, das erfahren die Jugendlichen exemplarisch in der Unterrichtseinheit zu To- bit. Hier stehen anregende Impulse für die Schüler*innen bereit, um über das eigene Begleitetwerden nachdenken zu können  und sich kreativ auszudrücken.

Dass das Gottesbild niemals einen endgültigen Abschluss finden kann, weil weder Sprache, noch Kunst oder Musik ausreichen, die Größe, Tiefe und Mehrdimensionalität auszudrücken, bleibt  vor Augen, und doch bleibt es Aufgabe und Freude zugleich,  über die Tiefenstrukturen und den  lebensbejahenden Grund  unseres Glaubens im Religionsunterricht nachzudenken und die Schüler*innen auf ihrem Weg im Nachdenken über Gott zu begleiten und mit ihnen gemeinsam zu theologisieren.

Wir wünschen Ihnen eine anregende und spannende Lektüre und hoffen,  dass  Sie mit den  Unterrichtsimpulsen in dieser Ausgabe das gemeinsame Nachdenken über Gott  weiterführen und vertiefen können.